Kritik der Gegenwart
Talk
• Triebstruktur und neoliberale Gesellschaft

Datum: 12.06.2025
Zeit: 19:30
Eintritt frei!
Herbert Marcuse identifiziert in seiner Analyse des Fordismus die „repressive Entsublimierung" als zentrales Steuerungsinstrument: eine kontrollierte Form der Triebbefreiung, die Menschen an die kapitalistische Ordnung bindet. In seinem Vortrag schlägt Heiko Stubenrauch einen erweiterten Begriff repressiver Entsublimierung vor, um die spezifischen Mechanismen neoliberaler Regierungsformen zu untersuchen.
Während bei Marcuse vor allem die kommodifizierte Freigabe von Objektgenuss im Konsum im Vordergrund steht, tritt im Neoliberalismus eine zusätzliche Dimension hinzu: die kommodifizierte Freigabe von Selbstgenuss - vor allem von Selbstverwirklichung und Bewunderung.
Diese Genussformen werden nicht nur in der Konsumsphäre versprochen, sondern auch in (einigen Bereichen) der Lohnarbeit. Mit dem Wandel der repressiven Entsublimierung wird nicht nur die Bindung an die kapitalistische Gesellschaft erneuert, sondern es tritt zudem die spezifische Gefahr des autoritären Neoliberalismus auf den Plan: Bleibt die versprochene Bewunderung aus, reagieren viele gekränkte Individuen nicht selten autoritär.